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SPRAYFOKUS EDITION 2023-02

Muttergebundene Kälberaufzucht als echte Alternative?

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Muttergebundene Kälberaufzucht als echte Alternative?

Die muttergebundene Kälberaufzucht ist auf den Milchvieh-betrieben bislang nicht sehr verbreitet.

Während in Deutsch-land und der Schweiz ausschließlich einige Bio-Betriebe diese Art der Aufzucht umsetzen, gibt es in den Niederlanden auch vereinzelte konventionelle Betriebe, die das Kalb zumindest für einige Tage bei der Kuh lassen. Darüber hinaus müssen in Norwegen und Schweden alle Kälber mindestens einen bis drei Tage bei der Kuh bleiben, 18 – 20% der Betriebe lassen Kalb und Kuh länger beieinander.

Öffentliche Akzeptanz

Verbraucherumfragen ergaben eine geringe Akzeptanz gegenüber der Trennung von Kuh und Kalb. Auch die Haltung mehrerer Kälber zusammen oder die Ammenkuh-haltung schnitt unter den Verbrauchern nicht wesentlich besser ab. Die einzige Art der Haltung, die öffentlich akzeptiert wird, ist die muttergebundene Aufzucht. In den Niederlanden werden seit längerem gezielte Kampagnen für Milchprodukte aus muttergebundener Kälberaufzucht eingesetzt. Die Produkte von „Kalverliefde“ werben bespiels- weise damit, dass Kalb und Kuh länger zusammenbleiben – die Produkte werden im konventionellen Handel letztendlich für den doppelten Preis eines Bioproduktes angeboten.

Grundsätzlich sind drei Varianten der muttergebundenen Aufzucht denkbar:

Kontinuierlicher Zugang: zum Euter/zur Milch

Begrenzt:

  • Kuh und Kalb sind getrennt voneinander untergebracht, bis das Kalb in regelmäßigen Abständen zum Trinken an die Kuh gelassen wird.

Ammenkuhhaltung: Eine Ammenkuh kümmert sich um 2 – 4 Kälber gleichzeitig

  • Das Kalb bleibt während der Kolostrumphase bei der Mutter und wird dann an die Ammenkuh übergeben.
  • Das Kalb wird direkt an die Ammenkuh übergeben und erhält das Kolostrum über eine Flasche.

Die muttergebundene Aufzucht bringt, wie alle Systeme, sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.

Positiv hervorzuheben ist sicherlich, dass das Säugen an der Kuh bei der Mutter Oxytocin freisetzt und somit die Milchproduktion deutlich angeregt wird.

Darüber hinaus nimmt das Kalb über den Tag verteilt mehrere, kleine Mahlzeiten zu sich, was zu deutlich höheren Tageszunahmen führt. Generell wird das Fress- und Saufverhalten der Mutter schnell von den jungen Kälbern übernommen bzw. abgeguckt. Es fällt weiterhin positiv auf, dass Kälber, die bei der Mutter sind, ein weitaus geringeres Stresslevel haben. Dadurch entstehen weniger Verhaltensauffälligkeiten, wie gegenseitiges Besaugen.

Was gegen eine muttergebundene Aufzucht spricht, ist sicherlich der Verlust an verkaufs-fähiger Milch (800 – 2.000 kg pro Kuh).

Auch das Kolostrum-Management bzgl. Menge und Qualität wird zu einer echten Herausforderung. Des Weiteren kann die Melkhygiene in solch einem System nicht aufrechterhalten werden. Das Dippen oder Desinfizieren der Zitzen nach dem Säugen ist schlichtweg nicht möglich, die Milchinhaltsstoffe verschlechtern sich so nachweislich. Dazu kommt die Verschmutzung der Kuh-Liegeflächen mit milchigem Kälberkot, dies bietet ebenfalls ein hohes Erkrankungsrisiko für die Kuh und das Euter. Ein großer Minuspunkt dieser Haltungsform ist der Stallbau. Kälber können nicht in konventionellen Boxenlaufställen mit Spaltenböden gehalten werden. Moderne Strohställe sind hier vonnöten, um Verletzungsgefahren beim Kalb vorzubeugen. Das würde für viele Milchviehbetriebe einen kompletten Um- oder Anbau der Ställe bedeuten. Darüber hinaus verschwinden die anfänglichen überdurchschnittlichen Gewichtzunahmen der Kälber nach etwa 6 Monaten, denn gerade das Absetzen stellt für Kuh und Kalb einen enormen Stressfaktor dar.

Ist die muttergebundene Kälberaufzucht eine echte Alternative?

Laut einiger wissenschaftlicher Untersuchungen nach Beaver hat die muttergebundene Aufzucht keine nega-tiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Kälber, was die Übertragung von Krankheitserregern betrifft. Dennoch bringt diese Art der Rinderhaltung neben all den positiven Aspekten auch so manche Herausforderungen mit sich. Ein wichtiges Kriterium sind nicht zuletzt die Kosten, die für den Landwirten entstehen. Berechnungen ergeben, dass der Ganztagskontakt aller Kälber mit den höchsten Kosten verbunden ist. Die Kosten reduzieren sich, je kürzer der Kontakt zwischen Kuh und Kalb ist. Auch ist der Aufwand geringer, wenn nicht alle, sondern nur die weiblichen Kälber bei der Kuh aufgezogen werden. Nichtsdestotrotz müssen die Mehrkosten durch einen höheren Milchpreis ausgeglichen werden.

Schlussendlich muss der Milchauszahlungspreis für diese Art von Haltungsform bei 1,20 – 1,40 € pro Liter liegen, um die Kosten überhaupt decken zu können.

Welcher Verbraucher ist aber wirklich gewillt diese höheren Preise langfristig (auch in Krisenzeiten) zu zahlen? Die Vergangenheit hat uns schon einige Male gelehrt, dass der Wunsch nach vermeintlich mehr Tierwohl an der Supermarktkasse aufhört und doch gern zu den günstigeren Produkten gegriffen wird! Daher ist sehr fraglich, ob diese gravierende Umstellung der Kälberaufzucht zukunftssicher und kostendeckend ist. Dazu kommen die gesundheitlichen, negativen Auswirkungen auf die Kuh, durch vor allem die fehlende Hygiene beim Säugen.

Die muttergebundene Kälberaufzucht ist eine Wunschvorstellung von vielen Verbrauchern, die mit der momentanen Kälberaufzucht schwer zu vereinen ist. Eine Umstellung auf dieses System sollte gut überlegt sein, denn die negativen Aspekte überwiegen.

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