Die immer weiterwachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu versorgen, bedeutet, knappe Ressourcen effizient zu nutzen und das volle Potential einer Milchkuh auszuschöpfen, indem die Lebensdauer und -leistung maximiert wird. Das LifeStart Programm zeigt, dass eine hohe Nährstoffversorgung während der ersten Lebenswochen einen großen Einfluss auf das Wachstum und die Organentwicklung eines Kalbes hat.
Die Kempenshof LifeStart Studie – der Beweis, dass die metabolische Programmierung funktioniert
Die Kempenshof Langzeitstudie wurde im Jahr 2014 mit insgesamt 86 weiblichen Kälbern gestartet und läuft bis heute. Die ausgewählten Kälber wurden immer paarweise mit derselben Menge an Kolostrum aus einheitlicher Quelle versorgt. Anschließend wurden sie, der Kolostrumversorgung und des Alters entsprechend, in zwei Gruppen eingeteilt. Ab dem vierten Tag hatten alle Kälber uneingeschränkt Zugang zu Wasser, Kälberstarter und Häckselstroh. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass die LifeStart Gruppe täglich mit 8 Liter Milchaustauscher versorgt wurde, während die Kontrollgruppe nur 4 Liter Milchaustauscher pro Tag bekam. Die Milch beider Versuchsgruppen wurde mit einer Konzentration von 150 g/L gefüttert.
Besseres Wachstum durch höhere durchschnittliche Tageszunahmen
Die Kälber aus der LifeStart Studie hatten ab dem 7. Lebenstag ein konstant höheres Körpergewicht (s. Graphik 1). Der Unterschied bei den durchschnittlichen Tageszunahmen lag in der Tränkephase bei 155 g/Tag und nach dem Absetzen bei 125 g/Tag.
Graphik 1: Das Körpergewicht der Kälber, die nach dem LifeStart Programm aufgezogen wurden, im Vergleich zur Kontrollgruppe mit restriktiver Fütterung.
Das LifeStart Aufzuchtprogramm ermöglicht eine frühere Erstbesamung
Die Kälber aus der LifeStart Gruppe konnten im Vergleich zur Versuchsgruppe acht Tage früher besamt werden. Darüber hinaus hatten sie eine deutlich bessere Empfängnisrate und demnach ein niedrigeres Erstkalbealter (s. Tabelle 1).
Tabelle 1: Fruchtbarkeitsparameter von Färsen, die mit dem LifeStart Programm aufgezogen wurden, im Vergleich zu Färsen aus konventioneller Aufzucht.
LifeStart sorgt für eine Verdoppelung des Eutergewebes
Das Wachstum der ersten 8 Lebenswochen wirkt sich maßgeblich auf die Entwicklung des Euterparenchyms und der Milchdrüsen aus. In einer separaten Studie wurde an 11 weiblichen Kälbern die Euterentwicklung untersucht. Sechs der Tiere wurden nach dem LifeStart Programm mit 8,4 Liter Milchaustauscher täglich versorgt, während die Kontrollgruppe nur 4 Liter täglich bekam. Im Anschluss an die Aufzuchtphase wurden Proben des Euterparenchyms genommen, welche verdeutlichen, dass das Gewicht des Eutergewebes (in mg/ 100 kg Körpergewicht) bei der LifeStart Gruppe fast doppelt so hoch war, wie bei der Versuchsgruppe.
Tabelle 2: Das Gewicht des Eutergewebes gemessen in mg/ 100 kg Körpergewicht bei Kälbern mit intensiver Fütterung vor und nach dem Absetzen im Vergleich zu Kälbern mit restriktiver Fütterung.
Das LifeStart Aufzuchtprogramm steigert die spätere Milchproduktion
Dass die intensive Kälberfütterung die spätere Milchproduktion der Kuh maßgeblich beeinflusst, ist klar. Da die Ergebnisse diverser Studien jedoch sehr unterschiedlich sind, wurde eine Metaanalyse durchgeführt, um den Effekt des LifeStart Programms auf Kühe in unterschiedlichen Produktionssystemen und unter verschiedenen klimatischen Bedingungen besser zu verstehen. Dabei fand man heraus, dass jedes zusätzliche Gramm Gewicht während der Tränkephase später zusätzlich 1,5 kg Milch in der 1. Laktation bringen. Mit dem LifeStart Programm können demnach zusätzlich 300 Liter Milch in der ersten Laktation erzielt werden. In der Kempenshof Studie wurden bei der Life Start Gruppe zusätzliche Tageszunahmen von 150 g/Tag erzielt, was später zu einer 400 Liter höheren Produktion fettkorrigierter Milch in der 1. Laktation führte.
Graphik 2: Produktion fettkorrigierter Milch in kg/ Tag bei Färsen, die mit dem LifeStart Programm aufgezogen wurden, im Vergleich zu Färsen aus konventioneller Aufzucht.
Durch LifeStart können die Abgänge um bis zu 50 % verringert werden
Verschiedene Studien zeigen, dass eine intensive Aufzucht die Abgänge in der 1. Laktation um bis zu 50 % reduzieren kann. Die Kempenshof Studie geht sogar so weit, dass sie die Abgangsraten der Kühe bis zum 45. Laktationstag in der 3. Laktation registriert. Bei den Tieren der Kontrollgruppe war bereits während des Absetzens eine höhere Abgangsrate zu verzeichnen. Bedeutend war jedoch die signifikant höhere Abgangsrate bis zum 45. Laktationstag in der 3. Laktation (s. Tabelle 3).
Tabelle 3: Abgangsrate bei Kühen, die mit dem LifeStart Programm aufgezogen wurden, im Vergleich zu Kühen aus konventioneller Aufzucht.
| Konventionelle Fütterung | LifeStart Fütterung | Unterschied in der Zahl der Abgänge | p-Wert | ||||||||
| Kälber innerhalb der Gruppe | n=43 | n=43 | |||||||||
| Anzahl abgesetzte Kälber | 42/43 (97,7 %) | 43/43 (100 %) | 1 | 0,24 | |||||||
| Färsen, die Alter der Erstbesamung erreichen | 39/43 (90,1 %) | 41/43 (95,3 %) | 2 | 0,39 | |||||||
| Anzahl Erstkalbinnen | 38/43 (88,4 %) | 40/43 (93,0 %) | 2 | 0,46 | |||||||
| Kühe, die 180 Laktationstage erreichen | 31/43 (72,1 %) | 37/43 (86 %) | 6 | 0,02 | |||||||
| Kühe, die >45 Laktationstage in 3. Laktation erreichen | 11/43 (25,6 %) | 20/43 (46,5 %) | 9 | 0,04 | |||||||
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